Rezension - [Winterwassertief]

Die Stille kennt deinen Namen.
Aber ich kenne ihn auch.
Und ich flüstere dir zu: Wir sind hier.
Mitten im Dasein.
Was wir daraus machen.
Wird entscheiden.
Wer wir sind.


Winterwassertief ist die Fortsetzung zu der Autobiografie Splitterfasernackt von Lilly Lindner.
Einer Frau die sehr viel schlimmes in ihrem Leben ertragen hat und auch jetzt noch trägt.
Und ihre Bücher berühren mich jedes Mal. Auch wenn ich keine Narben auf dem Arm trage, auch wenn ich nicht psychisch labil bin. Trotzdem kann ich den Schmerz auf eine gewisse Art und Weise nachfühlen.
Und das zeichnet Lilly's Talent aus. Menschen zu berühren und Raum zu geben für etwas was selten oder niemals angesprochen wird und meistens Tabuthema bleibt.

In Winterwassertief erzählt Lilly wie es weiterging nachdem die Zeit im Bordell für sie beendet war.
Wie sie einen Verlag finden, über ihre Lesungen an Schulen und wie immer über ganz viel Zeit dazwischen.

Besonders der Teil der Lesungen hat mich sehr berührt, es ist einfach immer wundervoll diese Bücher zu lesen. Aber man kommt mit einem Kopf voll Gedanken wieder in die Realität zurück.
Es sind keine leichten Bücher. Es sind Bücher die Chaos im Kopf verursachen und ein bisschen Schmerz.
 
Denn es ist alles wahr. Es sind keine ausgedachten Schicksale, es ist wahr.
Elfjährige Mädchen die Ana's rotes Armband um das dünne Handgelenk tragen.
Der Ruhige aus der Gruppe, der Angst hat nach Hause zu gehen, weil dort Missbrauch und Gewalt auf ihn warten.

 Schmerzen sind Klangbilder.
In Höhen und Tiefen.
Sie hinterlassen ein Echo.
Aber man kann sie ausblenden, indem man sie überblendet,
mit einem unendlichen Rauschen, das alle Bilder verwischt und den Klang verzerrt.
Nein. Man bekommt keinen Nobelpreis.
Fürs Vergewaltigtwerden.

Und das sind Themen die müssen ernsthaft angesprochen werden. Deswegen darf sich niemand 
schämen müssen. Damit man mit dieser Last nicht alleine ist, sondern sich stützen kann.

Für mich sind die Bücher von Lilly Lindner auf jeden Fall eine Bereicherung im Regal.
Aber ich möchte hier nicht das Buch bewerten, denn ich habe nicht das Recht über das Schicksal eines Menschen zu urteilen. Das muss jeder selbst wissen ob er diese Geschichte lesen möchte.

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